Warum wir einmal im Jahr aufs Land fahren

Veröffentlicht am: 31.10.2017 | Geschrieben von: Tobias Oertel | 2 Kommentare

Einmal im Jahr nehmen wir uns eine Woche Zeit und fahren mit dem ganzen Team raus aus der Stadt. Auf unserem Retreat reflektieren wir das vergangene Jahr und unsere Arbeitsweise. Hier wollen wir Euch einen kleinen Einblick in unsere Methoden und Erkenntnisse geben.

© Sebastian Schütz

Zusammen an einem Ort

Auch wenn wir mittlerweile ein eigenes Büro haben, arbeiten alle im youvo Team mit sehr unterschiedlichen Zeitbudgets: ehrenamtlich, hauptamtlich, neben dem Studium oder einer Vollzeitbeschäftigung. Dazu kommt, dass wir nicht alle in Berlin ansässig sind, sondern auf insgesamt drei Städte verteilt. Damit wir trotzdem gut zusammenarbeiten können, fahren wir einmal im Jahr alle gemeinsam aufs Land.

Wir lassen unsere Rollen zu Hause

Wir haben letztes Jahr beschlossen, dass es für unsere selbstverantwortliche Arbeitsweise wichtig ist, uns Zeit zu nehmen um an uns zu arbeiten und gemeinsam eine gute Zeit zu verbringen. Das hieß, dass wir unsere Rollen zu Hause oder im youvo-Büro gelassen haben. Auf dem Retreat gab es es weder Community Management, noch Web-Entwicklung, Kommunikation oder Organisationsentwicklung, sondern Paula, Timon, Sebo, Anne, Simon, Marlon, Kate, Lars und Tobi.

Retreat bedeutet den normalen Alltag hinter sich zu lassen und Zeit für Reflexion zu finden. So haben wir beispielsweise gemeinsam unsere Arbeitsweise neu besprochen, geschaut was toll funktioniert und wo es hakt.

Jede und jeder ist mitverantwortlich für die Qualität unserer Zusammenarbeit und die Entscheidungen die wir treffen. Dies ist ein Ansatz, eine Arbeitsweise, die jede*n einzelne*n in die Verantwortung nimmt. Weiterentwicklung der Organisation bedeutet gleichzeitig auch immer Arbeit an mir selbst, denn ich bin selbst für mein Handeln und dessen Folgen verantwortlich. Es gibt niemanden, die*der mir diese Verantwortung abnehmen kann, niemanden, die*der Schuld ist, wenn etwas schief läuft. Dies ist eine großartige Chance zu lernen und zu wachsen.

Eine Einladung, neugierig zu sein

Unser Retreat war in dem Sinne eine Einladung an der Entwicklung von youvo mitzuwirken, aber auch sich selbst und die Rolle im youvo-Kontext zu reflektieren. Er war eine Einladung neugierig zu sein. Neugierig auf die Anderen im Team und was sie antreibt, motiviert und bewegt. Neugierig auf uns und was wir über uns und unser Verhalten lernen können. Neugierig auf unsere gemeinsame Zukunft mit youvo.

Wir geben uns Regeln

Um Raum für die vielen verschiedenen Themen zu haben, ohne sich in langwierigen Diskussionen zu verlieren, haben wir Regeln und Methoden entwickelt. Diese unterstützen die Moderation und fördern die Teilhabe aller. Wichtig war auch unser kollaboratives Mindset.

Kollaboratives Mindset:
 

  • Ich gehe auf die Anderen ein, statt nur zu reagieren.
  • Ich habe eine Perspektive von vielen.
  • Ich löse mich von meiner Agenda und höre zu.
  • Ich bemühe mich um die beste Entscheidung für die Organisation.

Einstellungen und emotionales Verhalten, das Prozesse stört:
 

  • Ich will meinen eigenen Punkt durchbringen.
  • Ich weiß, dass ich Recht habe.
  • So wie ich es sehe, ist es auch.
  • Die anderen müssen es verstehen.

Design: Timon Weber

youvo-Karten:

  • SPOTLIGHT: Die Person, die diese Karte spielt, darf 2 Minuten ununterbrochen reden.
  • SLOW DOWN: Alle schweigen für 30 Sekunden und reflektieren, ob sie gerade unser kollaboratives Mindset beachten oder nicht.
  • MOVE ON: Die Diskussion wird gestoppt und auf einen anderen Zeitpunkt, bzw. auf einen anderen Kanal verlagert.

Die Karten können von jeder und jedem jederzeit gespielt werden. Eine Person ist verantwortlich für die SLOW DOWN-Karte und hat einen besonderen Fokus auf das Gesprächsklima und auf die Einhaltung des Mindsets für kollaboratives Arbeiten. Generell gilt, dass das Spielen einer Karte immer der Zusammenarbeit dient und nicht als Angriff auf eine Person o.ä gewertet wird. Es geht um Selbstreflexion und Selbstkritik, nie darum, ob andere das richtige Mindset haben oder nicht.

Der perfekte Ort für einen Retreat

Dieses Jahr waren wir das erste Mal im Stechlin Institut im nördlichen Brandenburg. Die Gastgeber Stef und Romy gestalten dort einen offenen Ort, an dem Künstler*innen und soziale Organisationen die Möglichkeit haben, die Perspektive auf die eigene Arbeit zu wechseln. Abseits vom Alltag und mitten in der Natur bietet das große Haus den richtigen Raum, um sich als Team zurückzuziehen und etwas Neues zu lernen.

Es war eine spannende und wunderschöne Zeit, für die wir uns bei Romy und Stef aus tiefstem Herzen bedanken. Für einen Retreat braucht man den richtigen Ort. Diesen haben wir hier gefunden.

Kommentare

- Kunstvermittlungs-Projekt

07.03.2018, 13:46 Uhr

Ich glaube <Platz da!> muss auch mal ins Institut Stechlin fahren : )


Anne-Sophie Pahl

07.03.2018, 15:06 Uhr

Ja, macht das unbedingt! Das Thema Kunst und Barrierefreiheit steckt dort übrigens in der DNA – passt also perfekt zu Euch ;)


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